Umsetzung: September 2019
Status: ongoing
Fotos: Markus Kohz, Mainz
Text: Kirsten Schewe, Mainz
Eine Veranstaltung der Kammergruppe7, Architektenkammer RLP
Den Anfang machte Nadine Kümmel, Innenarchitektin und Produktdesignerin. Sie forderte übergeordnete Fragestellungen zu fokussieren, Planung ganzheitlich anzugehen und verschiedene Blickwinkel einzunehmen. Alle Dinge, so Kümmel, hängen zusammen und beeinflussen einander: Häuser prägen Städte und Städte prägen Länder. Wir sitzen alle in einem Boot. Themen wie Klimaschutz, Umweltpolitik und Städtebau müssten daher neu ausgelotet werden.
Prof. Dr. Heiner Monheim eröffnete seinen Slam mit dem Statement, der Deutsche suche verzweifelt das Haar in der Suppe und konzentriere sich zu stak auf die Mitte der Stadt. Doch unser Lebensraum sei inzwischen ein großes städtisches Konglomerat, in dem der Autoverkehr dominiere. „Ist nicht die grenzenlose Hässlichkeit des suburbanen Raums zum Verzweifeln? Wieso denken wir den Gegensatz Stadt – Land?“, fragte Monheim. Im Fokus müsse vielmehr die Lebensqualität stehen. Das Konzept des shared space verspreche einen veränderten Blick auf den öffentlichen Raum. Weniger Lärm, mehr Grün, Baumpflanzprogramme und Wasserflächen in den dicht besiedelten Städten seien nötig, um unter anderem Hitzestaus zu lindern. Jeder Parkplatz sollte durch einen Baum ersetzt, alte Gewissheiten auf den Prüfstand gestellt werden.
Um Stadtidentität und Stadtmarketing ging es in Timm Helbachs Beitrag. Wie nehmen verschiedene Nutzer eine Stadt wahr? Sicher erfährt ein Besucher einen Ort anders, als (ehemalige) Bewohner. Was ist dann wichtig? Blickbezüge, Wege, Plätze und Monumente? Dies lasse sich mit einem Scansystem herausfinden. Und wie sieht es mit der Partizipation aus? Stadtentwicklung sollte nicht Stückwerk sein, sondern eine strategische Entwicklung. Auch Mainz könnte mit einer Strategie gestärkt werden, so Helbachs Fazit.
Die Slammerinnen und Slammer zeigten aus verschiedenen Perspektiven, wie aktuelle Problematiken schnell, effizient und sowohl kurz- als auch langfristig gelöst werden könnten, was mit tosendem Beifall quittiert wurde. Der erste „Stadt Land Slam“ wurde von der Heinrich Böll Stiftung RLP e.V. und der Kammergruppe Mainz/Mainz-Bingen der Architektenkammer Rheinland-Pfalz veranstaltet.